„Einfach nur Reden“ auf Zeche Zollverein

„Einfach nur Reden“ auf Zeche Zollverein:

Auch bei diesem „Reisebericht“ vorab der Hinweis auf unser Angebot  „Einfach nur Reden“ für Geflüchtete/Zuwanderer in der Begegnungsstätte Flüchtlingsrat Krefeld  e. V. Bleichpfad 15c, und zwar jeden Freitag ab 15:00 Uhr.

Immer wieder wird freitags über berufliche Perspektiven in Deutschland geredet und auch gerne über das Arbeiten früher, heute und morgen diskutiert. Ein wunderbares Beispiel für den Wandel liegt ganz in unserer Nähe, das Ruhrgebiet mit all seiner, nicht nur beruflichen, Vielfalt, seinen Herausforderungen und natürlich auch Problemen. Als im Winter 2018 die letzte Zeche im Ruhrgebiet geschlossen wurde, haben wir dieses Ereignis sehr intensiv besprochen und sogar versucht zusammen das Steiger Lied zu singen, über das Resultat lässt sich streiten, wie heißt es so schön „In der Strophe verschoben, aber im Refrain vereint“.

Die Anfahrt

Es wurde selbstverständlich auch wieder über einen Ausflug zu diesem Thema nachgedacht und so entstand die Idee uns an einem Samstag die Zeche Zollverein anzuschauen. Natürlich nutzten wir den öffentlichen Personennahverkehr und waren sehr angenehm überrascht ohne Komplikationen von A nach B zu kommen, dies war bei unseren vorherigen Ausflügen nicht immer der Fall. Schon auf der Fahrt konnten wir große Fabrikanlagen sehen und feststellen wie dicht besiedelt das Ruhrgebiet ist. Einer aus unserer Gruppe meinte, er hätte fast den Eindruck durch eine riesige Stadt zu fahren.

In Essen Hauptbahnhof angekommen ging es mit der sogenannten Kulturlinie 107 weiter zur Zeche Zollverein. Es ist schon  beeindruckend, wenn diese imposante und architektonisch sehr gelungene Anlage langsam ins Blickfeld gerät.

„Auf Zeche“

Auf dem Gelände verschafften wir uns anhand eines Modells zuerst einen Überblick über die gesamte Anlage, es wurden die ersten Fotos gemacht und natürlich viele Fragen gestellt. Dann überließen wir es einem Profi uns die Geschichte und Technik der Zeche Zollverein  nahezubringen, denn wir hatten eine Tour über das gesamte Gelände vorab gebucht. Wir lernten sehr viel über den Bergbau, Fördermethoden den Zusammenhalt unter Tage und die Bedeutung des Bergbaus für das gesamte Ruhrgebiet.  Auch bekamen wir anhand einiger neu entstandener Büros/Werkstätten eine Ahnung davon was das Wort Strukturwandel bedeutet.

Auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei kamen wir auch mit der weißen Seite des Bergbaus in Berührung. Als weiße Seite wird derjenige Bereich einer Kokerei bezeichnet, in der das Koksofengas aufgearbeitet wird. Diese Aufarbeitung erfolgte hauptsächlich zur Reinigung des Rohgases von Begleitstoffen, die im Gas als unerwünscht galten. Man sieht, wir haben so einiges gelernt.

Das Ruhrmuseum

Nach so vielen Eindrücken, legten wir eine kurze Verschnaufpause ein und beschlossen anschließend noch dem Ruhrmuseum einen Besuch abzustatten. Im Ruhrmuseum waren natürlich alle sehr beeindruckt von der Geschichte der Familie Krupp, besonders die Ausmaße der Villa Hügel  verblüffte so einige. Die Ausführungen, dass diese Familie sehr von den beiden Weltkriegen profitiert hatte, machte sehr nachdenklich, da ja die meisten Teilnehmer des Ausflugs gerade davor geflohen waren, vor Krieg und Terror.

In der Fotoausstellung konnten wir dann die kulturelle Vielfalt des Ruhrgebiets bewundern und mal wieder sehen, wie wichtig auch Zuwanderung für dieses große, von der Industrie geprägte Gebiet war und ist. Passend dazu kamen wir in ein Gespräch mit einem Angestellten des Museums, den es vor längerer Zeit aus dem Libanon ins Ruhrgebiet verschlagen hatte. 

Die Rückfahrt

Irgendwann im Laufe des Nachmittags beschlossen wir dann, dass all diese Eindrücke reichten und verarbeitetet werden mussten. Also machten wir uns auf den Heimweg bzw. manche von uns wollten noch ein wenig von Essen sehen und fuhren in die Innenstadt.

Auch dieser Ausflug hat mal wieder gezeigt wie groß das Interesse am Leben in Deutschland ist und die Hoffnung  bald endgültig in Deutschland anzukommen. Wir haben viel diskutiert, geredet, gelacht und auch natürlich auch voneinander gelernt.

Also mal schauen wohin es uns das nächste Mal verschlägt.

Fortsetzung folgt……